„Was ist uns Kultur wert?“

Veröffentlicht am 02.06.2013 in Pressemitteilungen

Auf Einladung der SPD Stuttgart Ost diskutierten am 31. Mai Anette Battenberg (Laboratorium), Hannes Eimert (Kulturtreff Ost), Nicolas Schäfstoß (SPD Bundestagskandidat) und Werner Schretzmeier (Theaterhaus) im Laboratorium. Die gutbesuchte Veranstaltung und lebhafte Diskussion leitete die Stadträtin Monika Wüst.

Der junge Bundestagskandidat Nicolas Schäfstoß skizzierte bereits in seinem Einladungsschreiben sehr deutlich, dass Kunst und Kultur gesellschaftliche Entwicklungen kritisch hinterfragen soll. Kultur schafft Bewusstsein, Identität und die Freiheit zur Entwicklung des Einzelnen. Kultur ist für eine demokratische Gesellschaft und Öffentlichkeit wichtig. „Kulturelle Teilhabe sei ein Menschenrecht“, so Nicolas Schäfstoß, „Ein Menschenrecht, um die Möglichkeit zu bekommen, sich individuell zu entwickeln.“ Die SPD war früher ein Magnet für die Kulturszene. Das Podium war sich einig, dass große Sozialdemokraten wie Willy Brandt, Günter Grass oder auch Albrecht Müller die Kultur und damit die Gesellschaft mit den Grundwerten der Freiheit und der Vielfältigkeit stark weiterentwickelten.

Gemeinsam stellte das Podium auch fest, dass Kultur zum Marktprodukt wurde, das man sich kaufen und leisten können muss. Diese Entwicklung hat unsere Gesellschaft gespalten und wird durch die weitere Spreizung der Einkommensverteilung gefördert. Da der neoliberale Gedanke auch bei den Kürzungen im Kulturetat zu spüren ist, wird „das Ehrenamt mittlerweile deutlich strapaziert“, so Hannes Eimert, 2. Vorsitzender des Kulturtreff Stuttgart-Ost. Der Kulturtreff wurde 1982 als Verein gegründet und ist für jeden offen, der Kulturveranstaltungen planen, organisieren oder durchführen möchte. Hannes Eimert führte fort: „Politik muss Orte für Kunst und Kultur anbieten und die Akteure vernetzen. Hier herrscht das größte Problem in Stuttgart“.

Die fehlende Vernetzung war auch ein Hauptanliegen von Werner Schretzmeier, Leiter des Theaterhauses. Vor genau 10 Jahren zog das Theaterhaus von Wangen auf den Pragsattel und ist mittlerweile eine feste Stuttgarter Institution mit durchschnittlich 300.000 Besuchern im Jahr. Sowohl die Vernetzung zwischen Land und Kommune klappe nicht, stellte Schretmeier klar, als auch die Vernetzung zwischen der Kulturszene und der Stadt. Darüber hinaus sprach sich Schretzmeier dafür aus, die Verteilung des Kulturetats neu zu ordnen. Dies muss ganz offen im Dialog mit der Kulturszene geschehen. Dies bedarf einer Person in der Stadtverwaltung, zu dem die Kulturszene eine vertrauliche Beziehung entwickelt, so Hannes Eimert.

Anette Battenberg vom Laboratorium schlug in dieselbe Kerbe. Das Laboratorium ist einer der ältesten Liveclubs in Stuttgart und seit 1972 kultureller Bestandteil des Stadtbezirks. Sie bietet Künstlern einen Ort für kulturelle Darbietungen. Das Laboratorium wird hauptsächlich von ehrenamtlichen Helfern getragen. Auch Battenberg sprach sich für eine Person in der Stadtverwaltung aus, denn manchmal muss schnell auch Geld außerhalb des Etats her, z.B. wenn teure Technik kaputt geht. Sie kritisierte, dass der Großteil der Kulturmittel dort hinfließt, wo das Groß- und Bildungsbürgertum Kultur konsumiert. Dabei muss Kunst und Kultur allen Menschen zur Verfügung stehen. Das Theaterhaus ist dafür eine enge Partnerschaft mit Schulen eingegangen. Ziel ist es Schülern zu zeigen, wie viel Spaß und Glück kreative Betätigung bringen kann. Deshalb müssen die Zugänge niederschwellig sein, dem war sich das Podium einig. Schretzmeier stellt dies über niedrige Eintrittspreise im Theaterhaus, Eimert über eine kostenlose Mitgliedschaft beim Kulturtreff und Battenberg über das Raumangebot im Laboratorium sicher. Schäfstoß führte fort, dass diese Teilhabe schon in der Kita beginnt. Dabei muss es egal sein, ob es eine Kita im Raitelsberg oder auf dem Killesberg ist. Gebührenfreiheit und individuelle qualitative Förderung ist dafür Voraussetzung.

Als letzten Punkt des Abends stellte Schäfstoß klar, dass sich die Wertschätzung gegenüber der Kultur sich auch in der Arbeitssituation der Künstler wiederspiegelt. Stadträtin Monika Wüst ergänzte, dass nur 4 % der Künstler in Deutschland von ihrer Kunst leben können. Die SPD hatte bereits in den 80er Jahren die Künstlersoziallasse eingeführt. Dennoch muss auch die Arbeitssituation im Kulturbereich in den Fokus der Politik rücken. Zum Abschluss bedankte sich Daniel Campolieti, Vorsitzender der SPD Stuttgart-Ost, für die lebhafte Diskussion im Podium, sowie die interessanten Fragen und Beiträge aus dem Publikum. Die Referenten erhielten als besonderes Dankeschön den Jubiläumswein zu 150 Jahre SPD.

 
 

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