KAPUZINERPREDIGT ZUM ASCHERMITTWOCH 2010

Veröffentlicht am 19.02.2010 in Allgemein

Felix Huby

Hier können Sie die Rede von Felix Huby nachlesen. Es gilt das gesprochene Wort.

Felix Huby:

So geht `s los im Original, also in Wallensteins Lager von Friedrich von Schiller:

Heisa Juchhei! Dudelmumdei!
Da geht `s ja hoch her! Bin auch dabei!
Ist das eine Armee von Christen?
Sind wir Türken? Sind wir Antipaptisten?
Treibt man so mit dem Sonntag Spott?
Als hätte der allmächtige Gott
Das Chirargra, könnt´ nicht drein schlagen?
Ist `s jetzt Zeit zu Saufgelagen,
Zu Banketten und Feiertagen?
Was steht Ihr da und legt die Hände in den Schoß?
Die Kriegsfurie ist an der Donau los.
Das Bollwerk des Bayerlands ist gefallen,
Regensburg ist in des Feindes Krallen.
Und die Armee liegt hier in Böhmen,
Pflegt den Bauch. Lässt sich `s wenig grämen,
Kümmert sich mehr um den Krug als den Krieg,
Wetzt lieber den Schnabel als den Sabel…

Und so weiter und so weiter…

Macht man daraus eine heutige und zudem sozialdemokratische Kapuzinerpredigt ganz im Ton unseres großen Landsmannes Friedrich Schiller, so könnte die etwa so lauten:

Heisa juchheija, Dudeldumdei,
Da geht `s ja hoch her, bin auch dabei.
Ist das eine Partei von Marxisten?
Seid Ihr Sozialisten oder bloß Optimisten?
Treibt man so mit dem Volkswillen Spott,
Als sei die richtige Gangart der Trott?

Schuhmacher und Bebel müssten dreinschlagen,
Und hätte Wehner noch das Sagen,
Der würde Euch schon anders plagen!
Kein Sozi kann legen die Hand in den Schoß.
Der Seehofer ist in Bayern los,
Die Kranken sind unter die Räuber gefallen –
Frau Merkel zeigt hierzuland allen,
Wie man links reden und rechts handeln kann,
Und fröhlich lächelt dazu Frau Schavan!

Man wird seines Lebens nicht mehr froh.
Die vom Tigerentenclub tun heute so,
Als seien sie Freunde des armen Mannes,
Machen aber den Reichen den Hannes.
Und dafür haben wir Deutschen jetzt
Ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz.
Da kriegen die, die ordentlich spenden
Geld neigschobe – vorne ond henda!
Die Gelbschwarzen lassen sich dadurch nicht störe
Ond der kleine Mann guckt in die Röhre.

Es ist eine Zeit voller Sorgen und Not,
Die ganze Wirtschaft ist aus dem Lot.
Doch die Regierung ist so, wie noch nie,
Diener und Büttel der Industrie,
Macht Schulden, dass es dem Teufel graust,
Und der Arbeiter meint, dass der Affe ihn laust.
Der kleine Mann geht in Sack und Asche,
Und die Bänker füllen sich die Tasche.

Mancher Milliardär heischt Mitleid sogar,
Weil´s halt früher amal sehr viel besser war.
Frau Schicketanz isst jetzt den Salat aus ihren Gärten,
Frau Schaeffler leidet unter noch schlimmeren Härten,
Wahrscheinlich muss sie, es gibt scho Sachen,
Ihr Kehrwoch künftig selber machen.

Zumwinkel. Der entlassene Postillon,
Zahlt aus der Portokasse die ein oder andere Million.
Als kleine Strafe für große Verbrechen,
Der müsste das Hundertfache blechen.
Doch jetzt lebt er fröhlich und unbeschwert,
am Gardasee, wo ihm ein Schloss gehört.
Und das ist alles nur das, was wir wissen,
um wie viel Wissen werden wir wohl noch beschissen?

13 Millarden, schätzen Experten,
So hoch werden die Kosten werden,
für einen Bahnhof tief unten im Loch,
und Tunnels und Trassen und Gleis noch und noch,
die uns, wenn wir nach München fahren,
Sage und schreibe 20 Minuten sparen.
Ob man Güter transportieren wird können,
Das kann man heute noch gar nicht benennen.
Und ob man für das Stadtareal oben braucht,
Ist auch noch nicht raus.
Okay, man hat nicht gleich alles g´wusst,
Zwei Seelen schlugen Krach in der Sozi-Brust.
Semmer dafür oder semmer dagege,
mancher mag sich halt niemals festlege.
Dabei hätt´ ein einfacher Spruch genügt,
um zu wissen, wie man richtig liegt.
Wie heißt es so schön und mit schwäbischer List,
mr soll net höher furze, als eim der Arsch gewachse ist.

13 Milliarden, jetzt überleget doch gschwend,
Was mr mit so viel Geld alles mache könnt!
In der Bildung, für Familien, für die Kultur,
Von solchen Überlegungen keine Spur.
Nur bei den Grünen, und die kamen pfeilgrad,
Als Mehrheitsfraktion in den Gemeinderat.
Die haben es halt längst erkannt:
So tickt der gesunde Menschenverstand.

Wenn wir schon bei gescheiten Sprüchen sind,
Den nächsten kennen Sie bestimmt:
Nur mancher Reiche kennt ihn nicht.
Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht!

Wer hat nicht alles seinerseits,
Schwarzes Geld in der sauberen Schweiz.
Steuerbetrüger, Diebe im ganz großen Stil.
Doch manchem FDP-Mann ist es zu viel,
Die Herren endlich zur Kasse zu bitten,
Ist` s doch die Klientel für die sie stritten,
Im Wahlkampf und in Merkels Kabinett.
Doch die Kanzlerin bleibt wieder mal im Bett.
Lässt sich auf solche Gedanken gar nicht erst ein,
Die versteht im Lande ja eh kein Schwein.
Und da macht Frau Merkel niemals nen Fehler,
Im Lande die Leut – das sind schließlich Wähler.

75 Prozent der Deutschen sind entschieden dafür,
Die Daten zu kaufen, Also ist sie nicht dagegen.
Da macht sie locker die Pflicht zur Kür!
Das war schon immer auf allen Wegen
Ihr ureigener Stil:
Schauen, warten und sich nicht regen.
Bis sie weiß, was die Mehrheit will.
Dann gibt sie sich stark, wie sonst fast nie,
und schickte die Schweiz auch die Kavallerie!

Geld ist geil, mit Geld geht alles,
und reicht es nicht – im Falle des Falles,
Glaubt Ihr, diese Regierung bereut es?
Die druckt einfach neues.

Und auf einmal wirkt sie ganz weltläufig und stark
Die Pastorentochter aus der Uckermark.
Doch haben sie und ihre Vertrauten indessen,
die Ärmsten im Lande schon lange vergessen.

Geringverdiener, Alleinerziehende und Migranten
Haben noch nie zuvor so am Rande gestanden.
Fast zwei Millionen Kinder leben, das ist bekannt,
In Armut in diesem schwer reichen Land!
Und unsere Regierenden haben nur einen Gedanken:
Wie retten wir unsere geldgeilen Banken?!
Verloren gegangen das Mitgefühl,
Solidarität mit den Schwachen, das wäre zu viel
Verlangt von denen die sorglos leben.
Sie mögen es nicht auf dieser Erden
Vom Unglück anderer belästigt zu werden.

Compassion – Mitgefühl hat einst Willy Brandt,
gefordert von allen in unserem Land.
Sein Ziel sollten wir nie aus den Augen verlieren:
Das Gute im Menschen zu mobilisieren.
Lasst Euch raten, Sozialdemokraten:
Erinnert Euch endlich, an die, die was taten,
und nicht nur daran dachten, wie man mitregiert,
weil man so nur seine Glaubwürdigkeit verliert!

Aber Ihr? Schlagt Euch die Bäuche voll,
findet 25 Prozent schon toll,
wetzt lieber den Schnabel als den Sabel.
Während in Berlin ein Dilettant,
der von Tuten und Blasen nichts ahnt,
Den Außenminister spielt.
Und sich selbst als der Allergrößte gilt.
„Ich bin nicht als Tourist in kurzen Hosen,
Unterwegs“, sagt er. „Ich gehör jetzt zu den Großen.
Bin Außenminister, wie einst Willy Brandt.“
Selten hat sich einer so furchtbar verkannt.
Eine politisch geistige Wende kündigt er an,
doch da ist nix drin und noch weniger dran.
Grad so wie bei unserem Euromann,
Aus Schwaben, der so wunderbar Englisch kann!

Von Fortschritt reden sie, doch es geht nur um Macht,
Und um halbgare Ideen, über die mancher nur lacht.
Da gibt’s einen, ich glaube Rösler heißt der,
redet wie der Blinde von der Farbe daher.
Delektiert sich an der Kopfpauschale,
auf dass jeder das Gleiche zahle.
Der Reiche so viel, wie der kleine Mann,
und weil das Geld so nicht reichen kann,
zahlt, was der Reiche sich damit erspart,
aus dem Steuersäckel der Vater Staat.
Also wir alle! Die Gutverdienenden werden entlastet,
Der eine frisst, und der andere fastet.

Das hat inzwischen so mancher erkannt,
dennoch legt sich Mehltau übers Land,
Eine seltsame Stille, eine Gleichgültigkeit,
Es ist eine seltsame bleierne Zeit.
Da wollen die Schwarzgelben klammheimlich zurück,
Zu den alten Atommeilern Stück um Stück.
Sie wollen den Mindestlohn torpedieren,
Und den Kündigungsschutz unterminieren,
Die Reichen entlasten, die Armen seckieren
Und Kriege führen,
Wo wir, weiß Gott, nichts verloren haben!
Ich glaub nicht, dass die Freiheit der Schwaben,
am Hindukusch verteidigt wird.
Warum haben wir uns bloß dort hin verirrt?
Nur damit das Öltransport schneller und billiger wird?
Es ist doch eigentlich ungeheuer,
Dieses Öl gießt man ins Feuer,
des Krieges, der nie zu gewinnen sei,
wie Experten uns ständig sagen.

Aber, Leute, da muss ich doch fragen:
Ist Euch das alles einerlei?
Ihr schaut wie `s Kaninchen auf die Schlange.
Ich sage Euch – so was geht nicht lange.

Es stimmt: Die Rechten sind die Schlechten,
Konservativ liegt schief,
Die FDP erstickt im eigenen Mief.
Doch frag ich Euch: genügen die Fehler
Der anderen? Meint Ihr, das bringt Wähler?
Auf Unrecht folgt Übel,
wie die Träne der Zwiebel,
sagt Schiller, das Kotzen auf `s Prassen,
doch das müsste er heute wohl anders fassen.
Unrecht geht schon, kannst dich drauf verlassen,
man darf sich nur nicht erwischen lassen.

Ubi erit victoria Spes
Si Offenditur Deus? Wie kann man siegen,
Wen man den Ortsverein schwänzt, wie die Mess?
Die Frau im Evangelium fand den verlorenen Groschen wieder,
der Saul seines Vaters Esel wieder.
Der Josef seine sauberen Brüder,
aber wer bei den Sozialdemokraten sucht:
Einsatz, Kampfesmut, republikanische Zucht
Und Solidarität, der wird nicht viel finden,
und tät er tausend Laternen anzünden!
Wir müssen uns auf uns selber besinnen,
Ein echter Sozialdemokrat, der will:
Gerechtigkeit, Freiheit und sauberen Stil,
Arbeit für alle, soziales Recht,
eine saubere Umwelt fürs nächste Geschlecht,
Frieden, wenn `s geht, ganz ohne Waffen –
Das alles wollen wir zusammen schaffen.
Die Reichen brauchen nicht reicher werden,
die Armen sollen nicht ärmer werden.
Wer Asyl will, soll es freiwillig kriegen,
Und nicht unwürdigen Regeln unterliegen,
Wer hier lebt soll wählen – einerlei,
ob aus Griechenland oder der Türkei.

Auf Gelbrot zu schimpfen ist eine Sach,
wichtig ist, was man gegen die macht!
Eine Kulturoffensive zum Exempel,
geprägt von sozialdemokratischem Stempel.

Mancher kluge Kopf schrieb das ja schon:
Die Bundesrepublik braucht eine Kulturrevolution.
Wir sehnen uns nach Entscheidungen ohne Korruption,
nach einer Politik, die anstatt
der Wahlklientel die Menschen im Auge hat.
Uns alle, groß oder klein.
So müsste es sein!
Und so war es einmal. Denkt an Willy Brandt,
der hatte zu seiner Zeit ganz klar erkannt,
was sich die Merkels und Mapusse heute schenken:
Umsicht, Weitsicht und strategisches Denken,
braucht man, um politisch zu lenken.
Empathie, Vertrauen und Solidarität –
Heute leider ne Rarität!

Das wäre das Ziel:
Ein breites Bündnis, eine gesellschaftliche Koalition,
Aus fortschrittlichen Bürgern, Arbeitnehmern und Wertkonservativen.
Die anständigen Deutschen, sie fänden sich schon.
Verfassungstreu und dem Sozialstaat verpflichtet,
den Blick auf unsere Zukunft gerichtet.

Man muss sie finden, man muss sie fordern,
Es gibt sie an so vielen Orten,
Nur, wer sucht und fordert sie?
Da liegt die Chance für die Sozialdemokratie.
Nicht im wohlfeilen, schnellen Effekt,
den man bei Will oder Illner weckt.
Nein, in der Bereitschaft, neu zu beginnen,
und sich auf jene Werte zu besinnen,
die eine soziale Demokratie ausmachen.
Man muss ein neues Feuer entfachen!

Also Leute, so machen wir das:
Wir kämpfen mit Einsatz, Ideen und Spaß.
Heisa juchheia dudeldumdei,
Wenn `s dann hoch her geht, bin ich noch mal dabei!

 
 

Jetzt Mitglied werden

Unser Waldheim


Termine

Alle Termine öffnen.

30.04.2024, 17:30 Uhr - 19:30 Uhr SPD Stuttgart: Ein guter Start ins Leben – frühkindliche Bildung in Stuttgart
Dialogveranstaltung mit dem Landesvorsitzenden der SPD Andreas Stoch MdL; Jasmin Meergans, Fraktionsvorsitzende i …

30.04.2024, 18:30 Uhr - 21:00 Uhr OV Oberer Neckar: Jahreshauptversammlung
TO siehe Einladung

01.05.2024, 12:00 Uhr - 18:00 Uhr 1. Mai Feier im Waldheim Raichberg
Der Ortsverein SPD-Stuttgart-Ost und der Waldheim Raichberg e.V. laden zur gemeinsamen Feier des 1. Mai ein. …